Einleitung:
In der modernen Arbeitswelt ist Burnout kein Kollateralschaden mehr, sondern Teil der Kalkulation. Unternehmen wissen längst, dass Menschen nicht unbegrenzt belastbar sind – und sie wissen ebenso, dass erschöpfte Mitarbeitende berechenbarer sind als solche, die Grenzen setzen. Erschöpfung wird in die Strukturen eingebaut, als wäre sie ein notwendiger Rohstoff. Der Arbeitsplatz verwandelt sich in eine Mühle, in der Energie gemahlen wird, bis nichts mehr übrigbleibt. Doch anstatt das Problem zu lösen, haben Firmen gelernt, es zu monetarisieren: Wer ausgebrannt ist, wird ersetzt oder durch Maßnahmen im System gehalten, die die Fassade von Fürsorge wahren, während die Maschine weiterläuft. Burnout ist kein Betriebsunfall, sondern ein Geschäftsmodell, das zeigt, wie sehr menschliche Substanz zur Ressource degradiert wurde.
Hauptteil:
Der Rhythmus der Dauerbelastung
Arbeitszeiten, die immer länger werden, Projekte, die niemals enden, Erwartungen, die sich endlos steigern – all das gehört längst zum Normalzustand. Unternehmen haben gelernt, Belastung als Normalität zu verkaufen. Wer nicht mitzieht, gilt als schwach oder unmotiviert. Der Rhythmus der Dauerbelastung ist kein Zufall, sondern bewusst gestaltet: Permanente Erreichbarkeit, ständige Deadlines, künstlich erzeugte Dringlichkeit. So entsteht ein System, in dem Menschen nie wirklich ankommen, sondern permanent im Sprint gehalten werden. Der Burnout ist darin kein Risiko, sondern das geplante Resultat.
Die Fassade der Fürsorge
Parallel zur Belastung bauen Unternehmen hübsche Fassaden auf: Achtsamkeits-Workshops, Obstkörbe, Fitnessangebote. Diese Maßnahmen dienen weniger der echten Entlastung, sondern der Imagepflege. Die Botschaft lautet: „Wir kümmern uns.“ Doch die Realität bleibt unverändert. Während Beschäftigte in Seminaren Atemübungen lernen, läuft die Maschine ungebremst weiter. Diese Doppelmoral ist perfide: Die Verantwortung für das eigene Überleben wird auf die Mitarbeitenden abgeschoben, während die Strukturen, die sie krank machen, unangetastet bleiben. So verwandelt sich Fürsorge in eine weitere Maske der Kontrolle.
Ökonomie der Erschöpfung
Burnout ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern ein ökonomisches Prinzip. Unternehmen kalkulieren mit Ausfällen, Fluktuation und Krankenständen. Es ist billiger, Menschen bis zur Erschöpfung auszubeuten und sie dann zu ersetzen, als Strukturen nachhaltig zu verändern. Erschöpfung wird so zur Ressource, die sich rechnen lässt. Dabei profitieren sogar ganze Industrien vom Burnout: Coaching, Therapie, Reha – alles Märkte, die von der systematischen Überlastung leben. Burnout ist längst Teil einer Wertschöpfungskette, die zeigt, wie weit die Ökonomisierung des Menschen reicht.
Karriere durch Selbstaufgabe
Besonders perfide ist die Verknüpfung von Burnout mit Karriere. Wer sich aufopfert, gilt als loyal. Wer rund um die Uhr verfügbar ist, beweist Einsatz. Die Grenze zwischen Engagement und Selbstzerstörung verschwimmt. In dieser Logik wird Burnout nicht als Schwäche gesehen, sondern als Beweis von Leistungsbereitschaft. Wer kollabiert, hat immerhin alles gegeben. Diese Ideologie macht Burnout zu einem Orden am Revers der Karriere – ein Signal, dass man sich vollständig dem System hingegeben hat. Widerstand dagegen gilt als mangelnde Opferbereitschaft.
Die Zukunft der Erschöpfung
Die Digitalisierung hat die Taktung weiter beschleunigt. Arbeit ist heute grenzenlos, die Belastung unsichtbar, aber allgegenwärtig. Algorithmen messen Leistung, KI-Systeme steigern Effizienz, Homeoffice verschiebt Grenzen. In dieser Welt ist Burnout nicht die Ausnahme, sondern der Regelfall. Die Zukunft der Arbeit scheint nicht weniger Belastung zu versprechen, sondern eine noch perfektere Integration der Erschöpfung in die Prozesse. Unternehmen bauen Systeme, in denen Müdigkeit kein Warnsignal mehr ist, sondern einkalkuliert. Burnout wird zum Dauerzustand, der sich rechnet – solange Menschen nicht aufhören, ihn stillschweigend mitzutragen.
Schluss:
Burnout ist längst kein individuelles Schicksal mehr, sondern Ausdruck eines Systems, das Erschöpfung als festen Bestandteil seiner Logik akzeptiert. Unternehmen haben gelernt, aus dem Zusammenbruch Profit zu schlagen und die Verantwortung geschickt umzuleiten. Die Gesellschaft sieht zu, wie Erschöpfung normalisiert wird, bis niemand mehr fragt, ob es auch anders ginge. Der Mensch wird zur Ressource, die man bis zur letzten Reserve auspresst – und dann austauscht. Wer glaubt, Burnout sei ein Unfall, hat die Mechanik nicht verstanden. Es ist der geplante Verschleiß in einer Maschine, die nur läuft, solange genug Menschen verbrennen.
Rechtlicher Hinweis:
Hinweis: Dieser Beitrag enthält persönliche Meinungen, Wertungen und satirische Überhöhungen. Er stellt keine Tatsachenbehauptungen dar, sondern ist eine subjektive Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen.