Einleitung:
Der Neoliberalismus hat den Menschen entkernt, die Gesellschaft zerfasert und die Realität in eine Excel-Tabelle verwandelt. Alles, was nicht verwertbar ist, gilt als „ineffizient“. Bildung? Nur sinnvoll, wenn sie Rendite bringt. Pflege? Nur tragbar, wenn sie profitabel bleibt. Moral? Ein Kostenfaktor. Der moderne Marxismus, so sehr er von den saturierten Eliten als ideologischer Anachronismus verspottet wird, ist in Wahrheit keine politische Religion – sondern eine Rehabilitationsmaßnahme. Eine geistige Entgiftung nach vierzig Jahren neoliberaler Bewusstseinsverzerrung. Er stellt die simple, aber revolutionäre Frage: Wem nützt das alles eigentlich? Und er wagt, das Undenkbare zu sagen – dass es ein „Wir“ noch geben kann, selbst im Zeitalter des totalen Ich-Managements.
Hauptteil:
Ökonomische Psychose mit Marktlogo
Der Neoliberalismus hat die Psychologie des Menschen erfolgreich privatisiert. Leistungsdruck, Selbstoptimierung und Burnout werden als individuelle Defizite verkauft – nicht als systemische Folge einer entfesselten Konkurrenzgesellschaft. Die Märkte, so heißt es, regulieren sich selbst. Doch was sie tatsächlich regulieren, ist das menschliche Empfinden: Angst als Antrieb, Schuld als Schmiermittel, Konsum als Trostpflaster. Der moderne Marxismus, befreit von dogmatischem Ballast, erkennt diese Struktur als das, was sie ist – eine kollektive neurotische Störung mit Börsenlizenz. Heilung bedeutet hier, das Profitmotiv aus der Seele zu entfernen.
Von Eigentum zu Entfremdung – Die Rückkehr der alten Diagnose
Die entfremdete Arbeit, einst das Herzstück marxistischer Kritik, ist heute nicht verschwunden – sie trägt nur neue Masken. Der Homeoffice-Sklave mit Laptop auf dem Küchentisch ist kein freier Mensch, sondern ein digitaler Fließbandarbeiter. Er verkauft nicht nur seine Zeit, sondern auch seine Privatsphäre, seine Konzentration, seine Stille. Der moderne Marxismus benennt diese neue Sklaverei ohne falsche Scham: Das Subjekt wurde zur Marke, die Arbeit zum Algorithmus, der Mensch zur Ware auf Abruf. Es ist nicht die Ideologie, die überholt ist – es ist die Behauptung, dass der Kapitalismus menschlich sein kann.
Die neoliberale Religion des Fortschritts
Fortschritt – dieses Zauberwort, mit dem jeder soziale Kahlschlag vergoldet wird. Wenn Arbeitsrechte abgebaut, Sozialleistungen gekürzt oder Bildungssysteme rationalisiert werden, heißt es stets: „Das ist modern.“ Der moderne Marxismus entlarvt diese Fortschrittsrhetorik als Glaubensbekenntnis einer neuen Priesterkaste: den Technokraten. Sie beten zu Kennzahlen und opfern Menschlichkeit auf dem Altar der Effizienz. Ihre Bibel sind Business-Reports, ihre Sakramente die Quartalszahlen. Marxismus heute bedeutet, diesen Glauben zu brechen und den Fortschritt wieder in menschliche Maßstäbe zu zwingen.
Solidarität als Gegenvirus
Der Neoliberalismus hat den Begriff der Solidarität erfolgreich durch „Teamfähigkeit“ ersetzt – ein semantischer Taschenspielertrick, der aus Gemeinschaft Konkurrenz macht. Der moderne Marxismus erinnert daran, dass Solidarität kein Marketingbegriff, sondern Widerstandspraxis ist. Sie beginnt dort, wo Menschen erkennen, dass ihre individuellen Krisen systemisch produziert werden. Dass Armut, Stress, Burnout und Sinnverlust keine privaten Missgeschicke, sondern politische Entscheidungen sind. Solidarität ist keine Nostalgie – sie ist die moderne Form sozialer Verteidigung.
Vom Klassenkampf zum Realitätskampf
Die heutige Linke wird oft dafür belächelt, dass sie „keine Arbeiter mehr“ vertrete. Doch der moderne Marxismus erkennt: Die neue Klasse der Ausgebeuteten ist heterogen, digitalisiert und erschöpft. Sie besteht aus Paketboten, Pflegekräften, Clickworkern, Lehrkräften, Künstlern und prekär Beschäftigten in Start-ups. Ihr gemeinsamer Feind ist nicht der Unternehmer, sondern die Ideologie, die ihnen die eigene Erschöpfung als „Selbstverwirklichung“ verkauft. Der Klassenkampf ist heute ein Realitätskampf – gegen die permanente Simulation von Freiheit.
Verbesserungsvorschlag:
Eine zeitgemäße Wirtschaftspolitik muss den Marxismus nicht wiederholen, sondern seine Analysefähigkeit reaktivieren. Die Lösung liegt in einer neuen Balance zwischen Markt und Mensch: Gewinne dürfen nicht länger Selbstzweck, sondern müssen Mittel gesellschaftlicher Stabilität sein. Ein modernes Wirtschaftsmodell sollte deshalb verpflichtende Sozialdividenden vorsehen – ein festgelegter Prozentsatz aller Unternehmensgewinne würde automatisch in öffentliche Infrastruktur, Bildung und Gesundheitswesen zurückfließen. Ergänzend braucht es eine progressive Eigentumsbeteiligung der Arbeitnehmer an Unternehmen, um Abhängigkeiten zu verringern und Verantwortung zu teilen. So könnte aus Klassenkampf Solidarität auf Augenhöhe werden. Marxismus im 21. Jahrhundert bedeutet nicht Enteignung, sondern die Rückführung ökonomischer Macht in demokratische Kontrolle – eine Heilung des Systems durch Bewusstsein für seine Krankheit.
Schluss:
Der moderne Marxismus ist kein Rückfall in alte Utopien, sondern eine Therapie gegen das größte kollektive Trauma der Gegenwart: den Glauben, dass Ausbeutung normal sei. Er will keine Planwirtschaft errichten, sondern Bewusstsein zurückbringen – dorthin, wo Marktlogik Empathie ersetzt hat. Vielleicht ist die eigentliche Revolution nicht mehr ökonomisch, sondern psychologisch: das Wiedererlernen, was genug ist, wer genug ist und wann Schluss sein muss. Der Neoliberalismus hat uns die Realität ausgetrieben – der moderne Marxismus könnte sie uns zurückgeben. Nicht als Dogma, sondern als Heilprozess.
Rechtlicher Hinweis:
Hinweis: Dieser Beitrag enthält persönliche Meinungen, Wertungen und satirische Überhöhungen. Er stellt keine Tatsachenbehauptungen dar, sondern ist eine subjektive Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen.
