Einleitung:
Wenn Politiker über Drogen sprechen, hört man selten etwas über Gesundheit – dafür umso häufiger über Moral. Während die CSU mit erhobenem Zeigefinger Cannabis kriminalisiert, pflegt sie gleichzeitig eine auffällige Nachsicht gegenüber Alkohol, Kokain und den weißen Linien des politischen Establishments. Diese Widersprüche durchziehen die gesamte Drogenpolitik: Bürger werden bestraft, während Funktionsträger über ihre eigenen Fehltritte hinwegsehen. Grundlage dieser Analyse ist die jüngste Berichterstattung über parteiinterne Skandale und den Vergleich zu Bayerns restriktiver Cannabislinie. Sie zeigt, dass Moralpolitik weniger mit Schutz, sondern mehr mit Kontrolle zu tun hat – und dass Doppelmoral längst zum festen Bestandteil des politischen Betriebssystems geworden ist.
Hauptteil:
Das moralische Theater der CSU
Die CSU verkauft ihre rigide Drogenpolitik als Schutz der Bevölkerung. Tatsächlich schützt sie vor allem das eigene Machtbild. Während Cannabis-Nutzer kriminalisiert werden, gilt der Stammtischrausch als kulturelles Erbe. Alkohol ist Volksgut, Haschisch eine Gefahr – ein absurdes Narrativ, das in Bayern seit Jahrzehnten Gesetz geworden ist. Diese moralische Trennung zwischen „guten“ und „bösen“ Drogen verrät, wie sehr Politik auf Symbolik statt auf Wissenschaft setzt. Sie zeigt die alte katholische Erziehung der Partei: Sünde darf betrunken begangen, aber nicht entspannt inhaliert werden. Das Ergebnis ist kein Schutz, sondern Spaltung – zwischen Bürgern, die feiern dürfen, und jenen, die kriminalisiert werden, weil sie lieber inhalieren als trinken.
Weiße Flecken im Machtkalkül
Skandale rund um Drogenkonsum in politischen Reihen offenbaren die Heuchelei. Wo bei einfachen Bürgern Strafverfolgung droht, werden Politiker mit Schutzbehauptungen und Imagekampagnen überzogen. Die weiße Linie auf dem Glastisch ist dort keine Straftat, sondern eine „private Angelegenheit“. Dieses Machtprivileg entlarvt die Klassenlogik der deutschen Moralpolitik: Wer Geld und Einfluss hat, kann sich Fehlverhalten leisten. Wer arbeitslos ist und kifft, wird zum Fall für den Staatsanwalt. Die Justiz misst mit zweierlei Maß – nicht aus Unwissenheit, sondern weil politische Selbstgerechtigkeit die moralischen Leitplanken liefert.
Wenn Kontrolle wichtiger ist als Gesundheit
Der Kern dieser Doppelmoral liegt im Kontrolltrieb. Cannabis wird nicht deshalb verfolgt, weil es gefährlicher wäre als Alkohol, sondern weil es nicht in die bürgerliche Ordnung passt. Kontrolle über Lebensstile ist das eigentliche Ziel. Wer raucht, trinkt oder konsumiert, wie es die Mehrheit tut, bleibt unsichtbar. Wer abweicht, wird sanktioniert. Gesundheitsargumente dienen als Alibi – medizinische Fakten spielen keine Rolle, solange sie den politischen Mythos der „guten Ordnung“ gefährden. So wird Drogenpolitik zu Gesellschaftspolitik: ein Werkzeug, um Abweichung zu disziplinieren und Anpassung zu belohnen.
Die ökonomische Heuchelei hinter der Moral
Während Bayern Cannabis kriminalisiert, kassiert der Staat Milliarden durch Tabak- und Alkoholsteuern. Unternehmen verdienen prächtig am Rausch, solange er steuerpflichtig ist. Dieselbe Regierung, die Haschisch verbietet, subventioniert Brauereien, vergibt Sponsoringrechte an Alkoholkonzerne und duldet Werbung für Schnaps im Fernsehen. Diese ökonomische Heuchelei ist kein Zufall, sondern Kern der politischen Strategie: Moral wird zum Geschäftsmodell. Es geht nicht darum, Menschen vor Drogen zu schützen, sondern Einnahmen zu sichern, ohne die gesellschaftliche Ordnung infrage zu stellen. „Freiheit“ endet dort, wo sie nicht versteuert werden kann.
Gesellschaft im Rausch der Widersprüche
Die deutsche Drogenpolitik zeigt exemplarisch, wie tief die Angst vor echter Liberalität reicht. Eine Gesellschaft, die sich selbst für „vernünftig“ hält, braucht Feindbilder, um ihre Widersprüche zu ertragen. Der kiffende Jugendliche wird zum Symbol des Verfalls, während der Politiker im Bierzelt das Maß der Dinge vorgibt. Diese moralische Schizophrenie vergiftet nicht nur die Debatte, sondern auch das Vertrauen in Politik. Wer predigt, muss glaubwürdig bleiben – doch Glaubwürdigkeit ist das erste Opfer der Doppelmoral. Solange Macht mit Moral verwechselt wird, bleibt Freiheit ein reserviertes Gut – und Heuchelei Staatsräson.
Verbesserungsvorschlag:
Eine glaubwürdige und gerechte Drogenpolitik muss auf wissenschaftlicher Evidenz statt auf Moral basieren. Zuerst braucht es eine bundesweit einheitliche Entkriminalisierung aller Konsumenten – unabhängig von Substanz und sozialem Status. Polizei und Justiz sollten Ressourcen auf Aufklärung, Prävention und Suchtberatung konzentrieren statt auf Strafakten für Kleinstmengen. Parallel ist eine Aufhebung der Werbeprivilegien für Alkohol- und Tabakkonzerne nötig, um Gleichbehandlung herzustellen. Schulen und Betriebe müssen unabhängige Aufklärung anbieten, finanziert durch Abgaben der legalen Rauschmittelindustrie. Zudem sollten Politiker dieselben Sanktionsmaßstäbe erfahren wie Bürger, um Vertrauen wiederherzustellen. Kurz: Gleiche Regeln, gleiche Verantwortung – erst dann verliert Moralpolitik ihren Heiligenschein und gewinnt wieder gesellschaftliche Glaubwürdigkeit.
Schluss:
Die weiße Linie ist längst kein Randphänomen mehr, sondern ein Spiegel der politischen Reinwaschung. Was in der Bevölkerung geahndet wird, wird in den Machtetagen verschwiegen. Solange Alkohol als Kultur und Cannabis als Gefahr gilt, bleibt Drogenpolitik ein Werkzeug der Spaltung. Echte Reform hieße: Gleiches Recht für alle – unabhängig vom Etikett des Rauschs. Doch solange Moral als Machtstrategie dient, wird die Linie zwischen Scheinheiligkeit und Strafrecht weiter verschwimmen. Die Doppelmoral ist kein Unfall, sie ist System – und das System nennt sich Politik.
Rechtlicher Hinweis:
Dieser Beitrag enthält persönliche Meinungen, Wertungen und satirische Überhöhungen. Er stellt keine Tatsachenbehauptungen dar, sondern ist eine subjektive Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen.
