Einleitung:
Wer heute noch glaubt, der Verbrennungsmotor sei ein Symbol der Freiheit, sitzt im Rückspiegel der Geschichte fest. Die Autoindustrie inszeniert das Ende des Verbrenners als Angriff auf den „deutschen Lebensstil“, als ginge es um den Verlust nationaler Würde statt um CO₂-Grenzwerte. Doch hinter der vermeintlichen Rebellion gegen Brüssel steckt weniger Auflehnung als Angst: Angst vor Veränderung, vor Verantwortung, vor einer Welt, die nicht mehr nach Diesel riecht. Während Medien wie das Handelsblatt, die FAZ und der Spiegel die Diskussion seit Jahren begleiten, bleibt der Kern unverändert – es ist kein ökologischer Diskurs, sondern ein ökonomischer Machtkampf. Und wer sich diesem Wandel verweigert, verteidigt längst keine Freiheit mehr, sondern ein fossiles Privileg, das längst unerschwinglich geworden ist.
Hauptteil:
Der Mythos vom Motor als Freiheitsgarant
Der Verbrenner wurde zum Mythos erhoben – als ultimatives Symbol des Fortschritts und individueller Mobilität. Doch diese Erzählung stammt aus einer Ära, in der Ölreserven unendlich und Abgase unsichtbar schienen. Der „Motor des Volkes“ wurde zum Fetisch, zum Kultobjekt der Machtfantasie, befeuert von Autolobbys, die Freiheit mit Fahrspaß verwechselten. Die Realität: Verkehrsinfarkte, Feinstaub, Städte, die wie Smogblasen wirken. Das Festhalten an dieser Technik wird als Widerstand gegen Überregulierung verkauft, ist in Wahrheit aber der bequemste Weg zur Selbsttäuschung. Denn wer glaubt, Verbrenner seien eine Bastion der Unabhängigkeit, hat nicht verstanden, dass Abhängigkeit längst an der Zapfsäule beginnt.
Industrie und Politik im Schulterschluss der Stagnation
Politisch war die „Technologieoffenheit“ nie ein Versprechen, sondern ein Synonym für Stillstand. Jahrzehntelang verschob man Entscheidungen, verwässerte Klimaziele und erklärte jeden Versuch der Regulierung zur Gefahr für Arbeitsplätze. Dabei hätte eine konsequente Transformation längst neue Industrien, Ausbildungsfelder und soziale Sicherheiten schaffen können. Stattdessen wird ein Milliardenapparat an Subventionen in alte Strukturen gepumpt, damit sie ihre eigene Überflüssigkeit hinauszögern. Die Politik wird zum Co-Pilot der Konzerne, die mit jeder verpassten Innovation ihre Zukunft weiter verbrennen – und die Gesellschaft gleich mit.
Das fossile Sicherheitsversprechen
Die Verteidigung des Verbrenners lebt von der Illusion, Stabilität sei konservativ zu haben. Dabei war das fossile Zeitalter nie stabil, sondern nur bequem. Es versprach Kontrolle durch Konsum, Berechenbarkeit durch Benzinpreise, Identität durch Motorengeräusche. Doch die vermeintliche Sicherheit ist trügerisch: Sie basiert auf globalen Lieferketten, autoritären Rohstoffländern und einer ökologischen Bilanz, die längst nicht mehr tragbar ist. Die Angst vor Veränderung wird zum politischen Geschäftsmodell – ein stilles Einverständnis zwischen Industrie, Verbrauchern und Parteien, die lieber den Rückwärtsgang glorifizieren als Verantwortung übernehmen.
Ökonomie des Rückschritts
Ökonomisch betrachtet ist der Verbrenner keine Zukunft, sondern eine laufende Kostenfalle. Energieimporte verschlingen Milliarden, während Strom zunehmend lokal und sauber erzeugt werden kann. Jedes Festhalten an fossiler Mobilität ist also nicht Widerstand, sondern ökonomischer Selbstbetrug. Die Autoindustrie selbst weiß das längst – sie investiert in Batteriezellen, während sie gleichzeitig nostalgische Werbekampagnen über „Kraft, die verbindet“ produziert. Das ist kein Fortschritt, das ist Marketing-Morphium für eine Gesellschaft, die ihre eigene Dekarbonisierung verschleppt. Der Rückstau ist kein Stau der Technik, sondern einer des Denkens.
Psychologie des Stillstands
Die Wut gegen das Verbrenner-Aus ist weniger politisch als psychologisch: Der Verlust des Motors ist der Verlust eines Identitätssymbols. Jahrzehntelang erzählte man uns, Geschwindigkeit sei Erfolg, Lautstärke sei Macht und PS-Zahlen seien Charakterstärke. Nun zeigt sich, dass all das nur die Projektion einer Ära war, die vom Überfluss lebte. Wer heute E-Mobilität ablehnt, verteidigt also nicht das Auto, sondern ein Lebensgefühl, das längst kollabiert ist. Die vermeintliche Rebellion gegen den Wandel ist nichts anderes als die Weigerung, erwachsen zu werden in einer Welt, die physikalische Grenzen kennt.
Verbesserungsvorschlag:
Die Lösung liegt nicht im Zwang, sondern in der gerechten Gestaltung des Wandels. E-Mobilität darf kein Elitenprojekt bleiben, sondern muss als öffentliches Gut gedacht werden – gefördert durch ein dichtes Ladenetz, sozial gestaffelte Kaufprämien und kommunale Stromkooperativen. Der Staat sollte den technologischen Wandel nicht bloß subventionieren, sondern demokratisieren: Batterierecycling, Energiegenossenschaften, Car-Sharing-Modelle unter öffentlicher Kontrolle. Statt Abwrackprämien für Altlasten braucht es Investitionsprogramme für Innovationen, die Teilhabe ermöglichen. Ein Umbau, der Beschäftigung sichert, statt Arbeitsplätze opfert, ist keine Utopie, sondern eine politische Entscheidung. Der Fortschritt gehört denen, die ihn für alle zugänglich machen – nicht jenen, die ihn blockieren, weil sie den Klang ihres Motors romantisieren.
Schluss:
Das Festhalten am Verbrenner ist kein Aufbegehren gegen Brüssel, sondern ein Aufgeben vor der Realität. Wer glaubt, Stillstand sei Selbstbestimmung, hat die Kontrolle längst abgegeben. Widerstand beginnt dort, wo man sich von Abhängigkeiten befreit – nicht, wo man sie verklärt. Die Zukunft summt leise, nicht laut. Und wer sie überhört, bleibt im Rückstau der Geschichte stehen.
Rechtlicher Hinweis:
Dieser Beitrag enthält persönliche Meinungen, Wertungen und satirische Überhöhungen. Er stellt keine Tatsachenbehauptungen dar, sondern ist eine subjektive Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen.
