Vom Existenzminimum zur absoluten Armut – Spahns neoliberaler Exorzismus

Einleitung:

Wer das Bürgergeld attackiert, attackiert nicht nur Zahlen im Bundeshaushalt, sondern Menschen, die am Rand des Systems balancieren. Jens Spahn inszeniert sich als moralischer Exorzist, der „Arbeitsverweigerer“ austreiben will. Was als Gerechtigkeitsrhetorik verkauft wird, ist in Wahrheit ein Ritual der Demütigung: drohen, kürzen, entziehen. Im Fokus stehen nicht die Wohlhabenden, nicht die Subventionsempfänger, nicht die Steueroasen, sondern jene, deren Existenz ohnehin prekär ist. Die Forderungen verwandeln das soziale Netz in ein Disziplinierungsinstrument. Das neoliberale Evangelium lautet: wer fällt, fällt tiefer – bis in die absolute Armut.

Hauptteil:

Predigt der Strafen statt Politik der Chancen

Spahns Ruf nach kompletter Streichung bei Arbeitsverweigerung ist keine Integrationspolitik, sondern eine Strafpredigt. Nicht die Gründe zählen, warum Angebote abgelehnt werden – gesundheitliche Probleme, unfaire Bedingungen, fehlende Betreuung, strukturelle Schwächen. Stattdessen wird ein Feindbild kultiviert: der „faul auf dem Sofa Liegende“. Dieses Bild dient als Projektionsfläche, um neoliberale Härte als Notwendigkeit zu verkaufen. Doch das System produziert selbst jene Verweigerung, die es nun mit Exorzismus bekämpfen will. Wer nur Druck erfährt, verweigert irgendwann auch aus Selbstschutz.

Kürzungsideen als Machtdemonstration

Spahns Angriff auf Miet- und Heizkosten enthüllt den nächsten Schritt: das Minimum wird zum Spielball. Wenn die „angemessene Miete“ im ersten Jahr nicht mehr vollständig übernommen wird, ist das keine Erziehung, sondern Verdrängung. Arme sollen spüren, dass ihr Dach Verhandlungssache ist. Die Botschaft: Sicherheit gibt es nur für Gehorsame. Wer nicht spurt, verliert das Zuhause. Damit wird das Existenzminimum nicht mehr gesichert, sondern zur Zange, die jederzeit zudrücken kann. Angst ersetzt Verantwortung.

Statistik als Nebelkerze

Die Zahlen zeigen: Arbeitsverweigerung ist ein Randphänomen. Unter Millionen Bürgergeldbeziehenden betrifft es Promillebereiche. Doch aus diesen Promille wird ein Monster geformt, ein Mythos der Massenverweigerung. Wer Missbrauch skandiert, gewinnt Schlagzeilen, auch wenn die Realität anders aussieht. Statistik dient hier nicht zur Klärung, sondern als Nebelkerze. Ausnahmefälle werden zur Grundlage einer Politik, die strukturelle Ursachen – prekäre Jobs, Niedriglöhne, Arbeitslosigkeit in Regionen – systematisch verschweigt.

Verfassungsrecht am Limit

Die juristische Grenze ist klar: Sanktionen von mehr als 30 Prozent sind nur in Ausnahmefällen erlaubt. Das Bundesverfassungsgericht stellte klar, dass das soziokulturelle Existenzminimum unverfügbar bleibt. Spahns Exorzismus-Politik spielt mit dieser Grenze, als ließe sich Menschenwürde verhandeln. Wird restriktive Einzelfallanwendung zur Standardstrafe, verkommt der Rechtsstaat zur Kulisse. Hier triumphiert das neoliberale Dogma: Recht ist, was abschreckt, nicht, was schützt.

Symbolpolitik als Disziplinierungsritual

Wem nützt diese Politik? Betroffen sind wenige, doch Millionen sollen zuschauen. Symbolpolitik wirkt nicht bei den Sanktionierten, sondern bei jenen, die glauben sollen, Leistungsgerechtigkeit sei wiederhergestellt. Es ist eine Machtdemonstration: der Staat kann, wenn er will, selbst das Minimum entziehen. Die Botschaft reicht tiefer als jede Zahl: Sicherheit ist keine Garantie, sondern ein Gnadenakt politischer Exorzisten.

Schluss:

Spahns Kreuzzug gegen das Bürgergeld zeigt, dass es nicht mehr um Zahlen, sondern um Symbole geht. Wer das Existenzminimum infrage stellt, rüttelt an der Menschenwürde. Die neoliberale Exorzismus-Rhetorik will nicht retten, sondern austreiben: das Bild des angeblich Unwilligen, den Dämon im System. Doch wer Dämonen jagt, treibt am Ende Menschen in den Abgrund. Es ist keine Politik der Gerechtigkeit, sondern eine kalkulierte Verelendung. Zurück bleibt ein Land, in dem nicht Solidarität, sondern Angst regiert. Und diese Angst wird zum wahren Exorzismus des Sozialstaates.

Rechtlicher Hinweis:

Hinweis: Dieser Beitrag enthält persönliche Meinungen, Wertungen und satirische Überhöhungen. Er stellt keine Tatsachenbehauptungen dar, sondern ist eine subjektive Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen.

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