Einleitung:
In einer Republik, die sich selbst als „Mitte“ feiert, braucht es keine Extremisten – es reicht ein Carsten Linnemann. Der CDU-Generalsekretär spricht mit der Inbrunst eines Wanderpredigers über Werte, Ordnung und die angeblich „schweigenden Mehrheiten“. Doch wer genau hinhört, erkennt: Sein Evangelium ist nicht das der Einheit, sondern das der Abgrenzung. Er trennt in „Leistungsträger“ und „Leistungsempfänger“, in „Verantwortliche“ und „Verweichlichte“. Es ist eine Sprache, die gesellschaftliche Kälte in moralisches Pathos kleidet – und den Riss zwischen den Menschen als Tugend verkauft. Das klingt nach Führungsanspruch, ist aber in Wahrheit ein Rückfall in die Rhetorik der Spaltung, die seit Jahren wie ein stiller Virus durch die politische Kultur wabert.
Hauptteil:
Wertekatalog aus der Parteizentrale
Wenn Linnemann spricht, klingt es wie eine Audiodatei, die man seit den 1990ern in Dauerschleife hört. Begriffe wie „Leistung“, „Eigenverantwortung“ und „Disziplin“ werden zu sakralen Formeln, mit denen man die soziale Realität übertüncht. Es ist die neoliberale Liturgie der CDU, aufpoliert mit moralischem Weihrauch. Doch hinter jedem „Wer arbeitet, muss mehr haben“ steckt die stille Absage an Solidarität – eine Politik, die oben fördert und unten belehrt. Der vermeintliche Realismus wird zur Predigt der Besitzstandswahrer, die den Wohlstand als Gotteslohn betrachten.
Das Feindbild als Klebstoff
Linnemanns Rede funktioniert nur, wenn sie Gegner erschafft. Mal sind es „Sozialromantiker“, mal „Linksextreme“, mal einfach die „Unproduktiven“. Der politische Gegner wird zur Projektionsfläche der eigenen Machtlosigkeit. Seine Sprache ist kein Dialogangebot, sondern ein rhetorischer Pranger. Jeder Appell an „gesunden Menschenverstand“ bedeutet in dieser Tonlage: Die anderen sind unvernünftig, wir sind die Vernunft. So verwandelt sich der Diskurs in eine moralische Reinigungsmaschine – wer nicht mitspricht, gilt als Schmutz im Getriebe.
Die Ökonomie der Ausgrenzung
Hinter der geistigen Kulisse steckt eine klare wirtschaftliche Agenda. Wer Sozialabbau als „Förderung der Eigeninitiative“ verpackt, kann Armut als pädagogisches Konzept verkaufen. Linnemann hat das perfektioniert: Er kleidet kalte Marktlogik in warme Familienmetaphern. Das „Leistungsprinzip“ wird zur Schablone, mit der man soziale Verwerfungen ästhetisch glättet. Ein Satz genügt, und aus prekären Existenzen werden „Selbstverantwortliche“. Der Kapitalismus applaudiert leise im Hintergrund.
Politische Theologie der Angst
Der CDU-Mann predigt Ordnung in einer Welt, die längst aus allen Fugen geraten ist. Seine Lösung lautet: mehr Kontrolle, mehr Grenzen, mehr Misstrauen. Doch die Angst, die er beschwört, ist kein Sicherheitskonzept – sie ist eine Regierungsform. Sie hält das Publikum in Habachtstellung, formt Zustimmung durch Sorge. Wer so spricht, will keine Debatte, sondern Disziplin. Das macht ihn nicht gefährlich, weil er laut ist, sondern weil er die Sprache der Autorität als Seelsorge tarnt.
Gesellschaft als Schulklasse
In Linnemanns Vision ist Deutschland eine pädagogische Anstalt: Die Fleißigen sitzen vorne, die Trägen hinten. Der Lehrer ist das System, das Noten verteilt. Diese Weltordnung hat etwas Beruhigendes für jene, die schon auf der Sonnenseite sitzen. Doch Demokratie ist kein Klassenzimmer, und Politik keine Erziehungsanstalt. Wer Menschen zu Schülern degradiert, will keine Mündigkeit – er will Gehorsam. So wird die CDU unter Linnemann zum pädagogischen Autoritätsprojekt, das sich selbst für die letzte verbliebene Ordnungsmacht hält.
Schluss:
Carsten Linnemann verkörpert die Sehnsucht nach einer Ordnung, die längst niemand mehr will, außer denen, die sie durchsetzen. Seine Sprache klingt nach Heimat, doch sie grenzt ab; sie spricht von Verantwortung, doch sie meint Kontrolle. Wenn Politik zur Kanzel und Moral zum Instrument wird, bleibt vom Gemeinwesen nur der Applaus der Selbstgerechten. Es ist der Prediger der Spaltung, der am lautesten vom Zusammenhalt spricht – und genau das macht ihn so gefährlich.
Der Rest der Republik sollte endlich erkennen: Einheit entsteht nicht durch moralische Disziplinierung, sondern durch Empathie – ein Wort, das in Linnemanns Parteiwortschatz schon lange fehlt.
Rechtlicher Hinweis:
Hinweis: Dieser Beitrag enthält persönliche Meinungen, Wertungen und satirische Überhöhungen. Er stellt keine Tatsachenbehauptungen dar, sondern ist eine subjektive Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen.