Einleitung:
Wenn Bildung zur Panikprävention wird, steht es schlecht um das Vertrauen in die Zukunft. CSU-Politiker Alexander Dobrindt forderte jüngst einen „Krisenunterricht“ an Schulen – angeblich zur Vorbereitung auf Katastrophen und Notfälle. Doch hinter der Rhetorik von Sicherheit und Schutz verbirgt sich ein ideologisches Signal: Kinder sollen lernen, zu gehorchen, nicht zu verstehen. Laut Primärquelle dpa/BR24 forderte Dobrindt, dass Schüler künftig staatlich „auf Krisen vorbereitet“ werden sollen – während Themen wie Medienkompetenz, soziales Miteinander oder finanzielle Bildung weiterhin kaum Beachtung finden. Ein Unterricht, der Angst statt Aufklärung vermittelt, dient nicht der Bildung, sondern der Steuerung.
Hauptteil:
Angst als Lehrplan
Die Idee eines „Krisenunterrichts“ klingt zunächst pragmatisch – wer wüsste nicht gern, wie man in einer Notsituation reagiert? Doch die politische Motivation dahinter ist weniger fürsorglich als autoritär. Dobrindt nutzt die Sehnsucht nach Sicherheit als Hebel, um gesellschaftliche Kontrolle unter dem Deckmantel der Pädagogik zu verankern. Statt kritisches Denken zu fördern, wird Angst institutionalisiert. Ein Staat, der Krisen zum Schulfach erhebt, ersetzt Vertrauen durch Drill und Verantwortung durch Disziplin. Bildung verkommt zur Simulation von Ordnung, in der der Bürger die Lektion des Gehorsams lernt, bevor er überhaupt das System hinterfragt.
Erziehung im Ausnahmezustand
Der Begriff „Krise“ verliert seinen Sinn, wenn er zum Dauerzustand erklärt wird. Dobrindts Konzept transportiert genau das: eine Schule, die nicht auf Selbstständigkeit, sondern auf Anpassung trainiert. Dabei könnte man Kinder auf echte Krisen vorbereiten – durch soziale Empathie, ökonomisches Grundwissen und kritische Medienkompetenz. Stattdessen droht die Verwandlung von Klassenzimmern in psychologische Trainingslager. Wer lernt, Angst als Normalität zu akzeptieren, wird später leichter regierbar. So entsteht kein sicherer, sondern ein verunsicherter Bürger – loyal, aber ohnmächtig.
Das verdrängte Wissen
Während Dobrindt Katastrophenszenarien in Lehrpläne schreiben will, bleiben die wahren Krisen der Gegenwart tabu: die soziale Spaltung, die prekäre Bildungsgerechtigkeit, die Unterfinanzierung von Schulen. Medienkompetenz, Wirtschaftsverständnis oder soziale Konfliktlösung werden als „Luxusfächer“ abgetan. Dabei wäre genau das die Basis, um als Gesellschaft stabiler und empathischer zu werden. Stattdessen wird Angstwissen gelehrt – ein Curriculum der Kontrolle. Wer Schüler auf Panik drillt, hat kein Interesse an Mündigkeit, sondern an Verfügbarkeit.
Die Politik der Angstpädagogik
Dobrindts Vorstoß ist weniger Bildungspolitik als Sicherheitspropaganda. Es ist der Versuch, durch pädagogische Militarisierung ein Gefühl von Kontrolle zurückzuerlangen, das die Politik längst verloren hat. Wenn Schüler schon in jungen Jahren lernen, dass der Staat sie auf jede Krise vorbereitet, wächst das Misstrauen gegenüber eigenständigem Denken. Bildung wird zur Folie der Machterhaltung. Die CSU verkauft Angst als Fürsorge, Kontrolle als Kompetenz. Und das Lehrbuch dazu heißt: Stabilität durch Unterordnung.
Vom Lernen zum Lenken
Der „Krisenunterricht“ ist keine Reaktion auf Katastrophen, sondern ein Symptom politischer Hilflosigkeit. Wo Aufklärung versagt, tritt Belehrung an ihre Stelle. Der Staat, der einst Bildung als Schlüssel zur Freiheit verstand, entwirft nun Lehrpläne der Gefügigkeit. Statt Fragen zuzulassen, werden Antworten verordnet. Statt Diskurs zu fördern, wird Disziplin belohnt. So verwandelt sich das Klassenzimmer in ein Labor der Loyalität – und die nächste Generation in das Produkt einer Politik, die Sicherheit predigt, um Macht zu sichern.
Verbesserungsvorschlag:
Statt „Krisenunterricht“ braucht es einen neuen Dreiklang schulischer Bildung: soziale Kompetenz, ökonomisches Verständnis und digitale Aufklärung. Schulen müssen Orte des Nachvollziehens werden, nicht des Nachsprechens. Ein Lehrplan, der kritisches Denken und gesellschaftliche Zusammenhänge vermittelt, macht Kinder widerstandsfähiger gegen Angstpropaganda als jede Katastrophenübung. Finanzbildung, Medienkompetenz und politische Grundbildung sollten verpflichtend werden – nicht, um Misstrauen zu säen, sondern um Manipulation vorzubeugen. Eine Demokratie, die auf Mündigkeit baut, braucht keine Krisenrhetorik, sondern Vertrauen in die Urteilskraft ihrer Jugend. Der wahre Schutz vor Krisen ist Bildung, die das Denken stärkt, nicht die Panik.
Schluss:
Die Forderung nach Krisenunterricht zeigt, wie tief die Politik selbst im Ausnahmezustand steckt. Wer Sicherheit predigt, während er Aufklärung abbaut, verwechselt Kontrolle mit Kompetenz. Ein Land, das Angst lehrt statt Freiheit, erzieht keine starken Bürger – sondern funktionierende Untertanen. Doch Bildung, die Mut macht, ist die einzige, die Zukunft schafft.
Rechtlicher Hinweis:
Dieser Beitrag enthält persönliche Meinungen, Wertungen und satirische Überhöhungen. Er stellt keine Tatsachenbehauptungen dar, sondern ist eine subjektive Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen.
